08.11.2018: Pachtpreise in der Rhön und anderswo

Aus den Medien hört man ja immer wieder, dass Pachtpreise (und natürlich auch Kaufpreise) für landwirtschaftliche Grundstücke geradezu "explodieren"! Investoren rücken an mit prall gefüllter Brieftasche und kaufen großflächig alles zusammen, um riesige Biogas- oder Stall-Anlagen zu betreiben.

ZUM GLÜCK sind wir von dieser Entwicklung weit entfernt, dafür sind die Land-Parzellen der Rhön viel zu klein gegliedert und natürlich sind hier auch keine super ertrag-reichen Böden anzutreffen. Auch die sinnlosen Biogas-Anlagen sind noch recht selten hier in den höheren Lagen der Rhön und können so keine Pachtpreise künstlich nach oben treiben. Apropos Biogas: Dieses dieses aggressive Land-Grabbing wird mit eurem Geld aus der EEG Umlage finanziert, na Herzlichen Glückwunsch!

Es ergibt sich logischerweise kein einheitliches Bild der Pachtpreise in Deutschland. Es gibt Gegenden mit TOP Böden, da streiten sich Biogas, Gemüse, Spargel und große Mastanlagen um jeden Quadratmeter - und ruck zuck sind die Pachtpreise bei 2.000 Euro pro Hektar und Jahr. Wahnsinn, wenn man in solchen Gegenden 20 Hektar Eigentum besitzt, kann man in Rente gehen!

In gemäßigten Landstrichen werden meist zwischen 300 und 500 Euro pro Hektar gezahlt. Aber  wenn man bedenkt, dass es ca. 300 Euro Subventionen gibt, sind das auch keine echten Wucherpreise.

In der Rhön war es in den 80er und 90er Jahren so, dass viele kleine Landwirte aufgehört haben und in dieser Zeit wurde oft gar keine Pacht bezahlt. Man war froh, dass die Fläche "irgendjemand mit macht", also regelmäßig mäht oder bestellt, so dass sie wenigstens erhalten bleibt. Und wenn Pachtpreise bezahlt wurden, dann meist zwischen 50 und 80 Euro, für den Eigentümer immer noch "besser als gar nix".

Die Zuschüsse aus dem EU Fördertöpfen wurden aber trotzdem fleißig gezahlt (zzgl. Bergbauern-Prämie) - und zwar an die Pächter und nicht an die Eigentümer, so dass JEDE dieser zum Spott-Preis gepachteten Fläche (ob man sie zur Futtergewinnung wirklich braucht oder nicht) für den Pächter ein Gewinn ist. Wie immer bei zu hohen Subventionen gibt es hier sogenannte Mitnahme-Effekte, nach dem Motto: "Her mit der Fläche, solange es dafür Geld vom Staat gibt!".

Doch die Zeit der Dumping-Pachtpreise ist langsam vorbei. Die junge Generation weiß über diese Zusammenhänge in der Landwirtschaft doch etwas besser bescheid und schließlich will keiner etwas unter Wert abgeben - das ist bei einer Mietwohnung nicht anders wie bei einem Acker. So klettern die Pachtpreise auch hier in der Rhön und Preise jenseits der 200 Euro sind keine Seltenheit mehr.

Fazit: Der Grundatz vom "leben und leben lasen" hat sich immer bewährt: Der Eigentümer will einen marktgerechten Preis haben für die Nutzung durch den Landwirt und der Landwirt muss seinerseits die zu zahlenden Pachtpreise auch wieder erwirtschaften können. Die Ernte auf diesen Pachtflächen muss mindestens alle Kosten abdecken, was ist Dürre-Jahren wie 2018 keine leichte Aufgabe ist.

Wichtiger als der ultimative, hochgeschraubte Pachtpreis ist vielen Land-Besitzern, dass die Fläche ordentlich bewirtschaftet wird (Feldränder, Baumbesatz, Unkraut, Bodenfruchtbarkeit, Steine, Boden-Erosion), so dass der Wert der Fläche über Jahrzehnte hinaus erhalten wird. Auch Themen wie Gülle-Ausbringung und Einsatz von Glyphosat wird oft von Pächtern angesprochen und nicht selten auch im Pachtvertrag geregelt. Macht es etwas komplizierter, aber durchaus ein begründeter Anspruch, den man dem Eigentümer schon einräumen muss.

Das Thema Pachtpreise bleibt spannend - auch in der Rhön !