04.11.2018: Das 200. Schwein verlässt unseren Stall

Ein kleines Jubiläum steht an: das 200. Schwein verlässt unseren neuen Stall in den nächsten Wochen. Denn seit 2016 halten wir die Schweine im Offenstall mit viel Stroh und frischer Luft.

Hört sich erst Mal viel an "200 Schweine", oder etwas nicht? Sind ja umgerechnet ca. 20.000 kg Fleisch & Wurst - oder 200.000 Bratwürstchen (wenn man das ganze Schwein zu Bratwürstchen verarbeitet hätte). Verdammt viel, oder?

Wenn man jetzt mal gegenüber stellt, dass im gleichen Zeitraum in Deutschland mehr als 120.000.000 (120 Millionen) Schweine geschlachtet wurden, dann sind unsere Zahlen dann doch vollkommen unbedeutend gering. Aber bei uns geht es ja auch nicht um Masse, sondern um Klasse, um Qualität, um ein besseres Leben für ein paar Promille der in Deutschland gehaltenen Schweine.

Wichtiger ist für uns, mal ein erstes Fazit zu ziehen und da kommt schnell die Frage auf: Geht es den Tieren wirklich besser im Offenstall? Kann man das vielleicht auch irgendwie messen und beweisen?

Machen wir es ganz einfach und schauen wir uns die Zahlen aus den großen Gülle-Mastbetrieben an:

Die haben eine Verlustrate von ca. 2-3 % (verendete Schweine im Stall), d.h. leider überleben nicht alle die 3-monatige Prozedur der Mast. Wie viele "Problemfälle" es noch beim Transport und auf dem Schlachthof gibt wird nicht verlässlich erfasst.

Und bei uns im Stall? Bei uns haben alle 200 Schweine den Schlachter im top fitten Zustand erreicht. Verlustquote 0 %. Die Statistiker unter euch weden jetzt sagen, dass 200 Schweine noch keine verlässliche Datengrundlage ist. Stimmt natürlich - aber bis hier her schon Mal keine schlechte Bilanz, oder?

Und wie sieht es aus mit Krankheiten bei den Tieren? Da sind wir in einem Bereich angelangt, der definitiv nicht mehr statistisch erfasst wird. Leider!

Daher wird der Vergleich mit den Gülle-Mastanlagen schon schwieriger. Hier gibt es keinen Mast-Betrieb, der Zahlen veröffentlicht, ganz selten gibt es ein paar Daten von großen Schlachthöfen, die eigentlich mitbekommen sollten, in welchem Zustand die Tiere bei ihnen ankommen. Böse Zungen behaupten: das soll der Verbraucher lieber nicht wissen. Egal, wir veröffentlichen (was sonst keiner veröffentlicht) unsere Schweine-Krankheits-Statistik:

2016: Ein Schwein hatte Fieber bekommen und wurde mit fieber-senkenden Mittel behandelt.

2017: Ein Schwein hatte sich den Fuß verstaucht, konnte aber nach 3 Tagen wieder schmerzfrei laufen, keine Behandlung.

2018: Ein Schwein hatte Rotlauf, eine Infektions-Krankheit, die mit Penicilin behandelt wurde.

Das war's schon, zum Glück keine großen Problemfälle! Und wenn, werden die einzelnen Tiere behandelt und nicht pauschal alle!

Damit alles gesund bleibt, braucht man gesunde Ferkel, gutes Futter und ein gewisses Maß an Abhärtung, was die Tiere bei uns im Offenstall automatisch mitbekommen. Und vielleicht auch etwas Glück, denn Krankheiten gibt es beim Mensch&Tier und bei manchen Krankheiten hilft auch Abhärtung nix ....!

Also, hoffen wir das das so bleibt !

 Vielleicht noch ein Hinweis auf ein gutes Buch zum Thema: Matthias Wolfschmidt (Tierarzt und foodwatch Mitarbeiter): Das Schweinesystem. Ein paar leider sehr treffende Aussagen aus seinem Buch:

Die Lebensmittelproduktion mit kranken Tieren ist betriebswirtschaftlich sinnvoll; Aufwand und Maßnahmen, die auf Vermeidung von Krankheit und Leid abzielen, sind häufig schlicht und ergreifend: unwirtschaftlich. Das heutige System der Erzeugung tierischer Lebensmittel ist daher nichts anders als eine Tierqual-Ökonomie.