Die Ernte - jetzt kommt die Wahrheit ans Licht

Endlich ist sie da: Die Ernte ist die schönste aber auch arbeitsreichste Zeit im Jahr. Der Vollernter befördert die ganze Wahrheit ans Tageslicht: sind die Kartoffeln zu groß, zu klein? Gibt es faule oder grüne Knollen? Gibt es Schäden an der Schale oder Wachstumsrisse? Erst jetzt sieht man das Ergebnis der monatelangen Hege und Pflege.


Aber erst mal der Reihe nach: unser Vollernter – ein Modell names „Wühlmaus 1033“ ist erst seit 4 Jahren bei uns im Einsatz – vorher war die ganze Verwandtschaft noch auf den Knien zu Gange. Bei mehr als 1,5 ha Kartoffeln ist das nicht mehr möglich. Die Wühlmaus ist eine 25 Jahre alte Maschine und wird aufgrund der geringen Tagesleistung in den modernen Anbaugebieten fast nicht mehr eingesetzt. Für Rhöner Verhältnisse ist das immer noch eine Riesen-Maschine mit fast 7 Meter Länge und über 3 Meter Höhe. Zumindest ist das Bücken und Knien vergangener Tage passé, Arbeit gibt es trotzdem noch genug. Denn mindestens zwei Personen müssen oben am Vollernter die Steine und Erdklumpen aussortieren. Die Wühlmaus hat zwar eine Sortier-Einrichtung und je ein Sortierband für Steine/Restmengen und eines für Kartoffeln, aber die klare Trennung „du bist ein Stein und du eine Kartoffel“ klappt nur teilweise, so dass das menschliche Auge und viele schnelle Hände gefragt sind.

Der Vollernter hat eine Seiten-Aufnahme, das heißt der Schlepper fährt neben der Reihe und nimmt den Damm bis in ca. 30 cm Tiefe auf und transportiert diesen Strom erstmal auf ein 65 cm breites Siebband - bestehend aus Metallstäben mit 3 cm Abstand. Dieses erste Band ist ca. 4 Meter lang und mündet ganz hinten auf ein Querband aus Gumminoppen. Bis dahin sollte der Großteil der Erde durch das Metallband gefallen sein. Zusätzlich gibt es ein Krautzupf-Band, was Reste vom Kartoffelkraut – aber auch nachgewachsenes Unkraut entfernt und wieder auf den Acker schmeißt.
Von dem Gumminoppen-Band, geht es wieder um 90 Grad auf 2 Sortierbänder. Das eine Band mündet in einem Steinebunker und das andere mündet in den Kartoffelbunker, der ca. 1,5 Tonnen Kartoffeln aufnehmen kann. Leider ist der Steinebunker meist nach einer Reihe mehr als voll und wir müssen entleeren. Also kurzer Halt und die Steine entleeren. Böse Zungen behaupten immer wieder, wir ernten mehr Steine wie Kartoffeln :-)


Ist der Kartoffelbunker nach 2-3 Reihen voll, wird er entleert. Es handelt sich um einen Rollboden-Bunker, d.h. der Boden des Bunkers ist im Prinzip ein breites Förderband, was hydraulisch angetrieben wird und die Kartoffeln in eine große Holz-Kiste (knapp eine Tonne Fassungsvermögen) oder in einen Anhänger entleert. Dann kann es weiter gehen mit der nächsten Reihe …..

Trotz aller Technik schafft man nicht viel mehr wie eine Reihe (ca. 200 m lang) in 30 Minuten – kurze Pausen mit Kaffee und Quetsche-Kuche eingerechnet!

Ach ja, das Unkraut ist natürlich auch wieder da: man nennt das Spät-Verunkrautung. Sobald die Kartoffelpflanzen absterben, gibt es wieder Platz und Licht für das Unkraut, was jetzt seinen zweiten Frühling erlebt. Daher sieht das zu erntende Kartoffelfeld manchmal auch etwas grün aus, denn ob Vogelmiere, Klette, Schachtelhalm, Knöterich oder Quecke: sie alle haben jetzt wieder ein Chance zu wachsen. Und wir lassen das auch zu – ohne nochmal die Chemie-Keule zu schwingen. Die Krautzupf-Walze des Vollernters schafft es ganz gut, dass diese unerwünschten Beimengen, nicht bei den Kartoffeln landen ….! Wenn ihr mal eine Kartoffel-Feld im Herbst seht, welches komplett braun ist ohne einen einzigen grünen Grashalm, dann solltet ihr stutzig werden. Hier wurde eine Krautabtötung durchgeführt, die alle Pflanzen abtötet und so die Ernte natürlich wesentlich erleichtert.

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